November 2021 - Die Landwirtschaftskammer und ihre neue Präsidentin Michaela Langer-Weninger luden kürzlich zu einer Pressekonferenz ein, um das junges Unternehmerpaar Ing. David und Melanie Roitner (Bild) vorzustellen, das in die erste Kernölpresse in Oberösterreich investiert hat und damit dem Lebensmittel-Standort zu einem weiteren Erweiterungsschritt verholfen hat.
Dem traditionellen Geymayr-Hof in der Ortschaft Gölding drohte am Ende des 20. Jahrhunderts ein ähnliches Schicksal wie vielen Bauernhöfe in Österreich. Keiner der Kinder der Bauernfamilie Roitner fand Interesse an der Landwirtschaft.
Aber der in Sichtnähe aufgewachsene Enkel David fand in dieser Tätigkeit eine überaus reizvolle Aufgabe und startete nach einer gründlichen Ausbildung und zusammen mit seiner begeisterungsfähigen Frau Melanie ein bäuerliches Unternehmen, das plötzlich im Mittelpunkt des Interesses steht. Bild. David & Melanie Roitner bei der Präsentation der Kürbiskernölpresse mit Landesrätin Michaela Langer-Weninger und LK-Vizepräsident ÖR Karl Grabmayr.
Schließlich ist hier auch die erste Kernölpresse in Oberösterreich installiert worden und heimische Bauern müssen nicht mehr ins Kernöl-Vorbildland Steiermark auspendeln. Denn immer mehr Landwirte entdecken auch in unserem Bundesland das „grüne Gold“. In den jüngsten zehn Jahren hat sich die Fläche verzehnfacht, aktuell werden auf fast 2000 Hektar Ölkürbisse angebaut.
Im Geymayr-Hof hat das junge Landwirtehepaar vor fünf Jahren mit dem Kürbisanbau begonnen und seit kurzem in einem ehemaligen Stallgebäude seines Bauernhofes das wirtschaftliche Wagnis einer Kürbiskernölpresse gestartet.
Wertschöpfung in der Region
Gepresst wird bereits auch für andere Kürbisbauern. „An einem Presstag können wir rund 500 Kilogramm Kürbiskerne zu rund 200 Liter Öl veredeln", unterstreicht Melanie Roitner, die 2018 das Gewerbe für Mühlerei, beschränkt auf Ölmühlerei, angemeldet hat. Das junge Paar hat die Kürbiskerne zuvor selbst in der Steiermark zu grünem Gold pressen lassen.
Zuletzt investierte das engagierte Ehepaar rund 200.000 Euro in ihre eigene Ölmühle und eine Kürbiskernrösterei. „Als weiteren Schritt wollen wir nun auch noch ein Lager errichten“, betont David Roitner. Die beiden erzeugen auch Lein-, Walnuss, Raps-, Hanf- und Schwarzkümmelöl. Vermarktet werden die Produkte ab Hof, auf Märkten und über den Lebensmittelhandel.
Verkauf: Kürbiskernöl, Leinöl, Hanföl, Schwarzkümmelöl, Walnusöl, Rapsöl, Marillennektar. Ab Hof und im Online-Shop rund um die Uhr (einfach nach Hause liefern lassen oder Vorbestellen und kontaktlos am Hof abholen. Zusammenstellung individueller Geschenke.
Ing. David und Melanie Roitner
GEYMAYR – Speiseöle & Ölmühle. Göldinger Straße 21, 4631 Krenglbach. Telefon: +43 650/8666877, E-Mail: office@geymayr.at, Web: www.geymayr.at
Geymayr-Gut in Krenglbach
„Geymayr am Geyhof“ wurde um 1593 das erste Mal geschichtlich erwähnt. Melanie und David Roitner führen jetzt gemeinsam das Geymayrgut, ein landwirtschaftlicher Ackerbaubetrieb in Krenglbach, nun in der bereits 13. Generation.
2016 spezialisierten sich David und Melanie auf die Produktion von Speiseölen. Um nur beste Qualität der Produkte garantieren zu können, werden alle Rohstoffe auf eigenen Feldern angebaut, geerntet, gereinigt, gelagert und in der nun hauseigenen Ölmühle zu wertvollem Speiseöl gepresst. Zusätzlich dazu, spezialisierten sich die Roitners, Eltern von zwei Buben, bereits 2015 auf den Anbau und die Ernte von frischen Marillen und seit 2019 auch auf Tafeltrauben.
Der Hofladen hat jeweils am Donnerstag und Freitag von 8:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Natürlich kann man auch gerne an einem anderen Tag bei tel. Vorankündigung (Melanie Tel. +43 664/2316409) vorbeikommen.
Der Bauernhof und seine Vielfalt
GEYMAYR. Ackerbaubetrieb mit 45 Hektar Ackerfläche und fünf Hektar Wald. 2008 hat David nach der Absolvierung der Landwirtschaftlichen Matura in Wieselburg den Betrieb mit 21 Jahren von seinem Großvater übernommen. Der Betrieb war zuvor einige Zeit verpachtet. 2011 heiratete der junge Agraringenieur die Bankkauffrau Melanie Waltenberger. 2013 und 2015 wurden die Söhne Fabian und Philipp geboren.
2015: Einstieg in den Obstbau mit 0,3 Hektar Marillen. 2016: Erster Anbau Ölkürbis. 2017: Anbau von Öllein für Leinöl. 2018: Gewerbeanmeldung Mühlerei und erste Schwarzkümmel-Produktion. 2019: Ausweitung der Marillen-Plantage auf ein Hektar sowie Pflanzung auf 0,3 Hektar Tafeltrauben. 2020: Anschaffung von zwei Verkaufs-Automaten mit zusätzlichen Schmankerl von heimischen Produzenten (www.mein-standl.at). 2021: Inbetriebnahme erste OÖ. Kürbiskernrösterei und Anschaffung Stempelpresse für Kernöl.
Landwirtschaftskammer: Applaus und Anerkennung
Landesrätin Michaela Langer-Weninger (Bild): „Dass die Familie Roitner nun als Pioniere die erste eigene Kernöl-Presse in Betrieb genommen hat, ist für den Lebensmittelstandort Oberösterreich ein wichtiger Schritt. Regionale Lebensmittel boomen und es ist eine tolle Entwicklung, dass landwirtschaftliche Betriebe hier ihre Chancen nutzen und ihr Angebot ausbauen.
Zum Unternehmergeist kann ich nur gratulieren. Das Angebot der Lohn-Pressung an die umliegenden Bauern wird die Direktvermarktung insgesamt stärken. Das ist überbetriebliche Zusammenarbeit von ihrer besten Seite.“
Seit den Anfängen des Ölkürbis-Anbaus in Oberösterreich 2010 wurde die Ernte gänzlich im Rahmen eines Vertragsanbaues an steirische Kernölproduzenten vermarktet. Ohne eine Kernölpresse im Land ob der Enns mussten die geernteten Kürbiskerne nach der Trocknung zur anschließenden Röstung und Pressung in die Steiermark transportiert werden.
Auf Grund unterschiedlicher Erntereife und Erntetermine bedeutete dies für die heimischen Betriebe einen großen zeitlichen und logistischen Aufwand. Fertiges eigenes Kürbiskernöl fand nur in geringen Mengen für die eigene Direktvermarktung den Weg zurück nach Oberösterreich. Mit der neuen Ölpresse bleibt nun auch die Verarbeitung der Kerne in der Region.
Oberösterreich weist aktuell fast 2.000 Hektar Ölkürbis auf, die Fläche verzehnfachte sich seit 2010, liegt damit aber immer noch weit hinter den etablierten Anbauländern Niederösterreich (21.000 Hektar) und der Steiermark (13.000 Hektar). Bei 374 Betrieben liegt die Durchschnittsfläche bei rund 5,3 Hektar.
LK-Vizepräsident Karl Grabmayr (Bild): „Die Anbaubedingungen in Oberösterreich sind sehr günstig, im Bundesländervergleich weisen hier die Bauern mit rund 900 Kilogramm trockene Kerne pro Hektar meist die besten Erträge auf. Sehr erfreulich ist, dass sich der Anbau nach dem harten Rückschlag im Jahr 2016 wieder auf einem Niveau von knapp 2.000 Hektar etabliert hat.“
Wettermäßig war 2021 für den Kürbisanbau allerdings nicht ideal. Die jungen Kürbispflanzen brauchen ab der Saat warme Bedingungen, um gleichmäßig und zügig aufwachsen zu können. Dafür war es im Mai vielfach zu kühl und zu nass. Die Kürbisse sind schlecht aufgegangen, manche haben ein zweites Mal anbauen müssen.
Über den Sommer konnte zwar einiges aufgeholt werden, jedoch war der August wiederum zu feucht und zu wenig sonnig. Deshalb kann dieses Jahr in guten Lagen (und ohne Hagelschaden) nur von einem Durchschnittsertrag von knapp 700 Kilogramm gesprochen werden.
Somit ergibt sich eine Gesamt-Produktionsmenge von rund 1,4 Millionen Kilogramm Kernen, wobei rund 90 Prozent über den Vertragsanbau in die Steiermark und damit in den weltweiten Großhandel gehen. „Ein kleiner Teil der hier angebauten und geernteten Kerne wird aber nun erstmals auch in Oberösterreich verarbeitet. Meine große Anerkennung der Familie Roitner für diese innovative Betriebsentwicklung“, so Karl Grabmayr.