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Aktuelles | Sport | 09.08.2016

Judo-Spitzenathletin bleibt „Olympiasiegerin der Herzen“

Sabrina ohne Olympiamedaille

Zwei WM-Medaillen und sieben Mal Edelmetall (davon zweimal Gold) bei Europa-Titelkämpfen hat Sabrina Filzmoser (Bild) in ihrer Judo-Karriere erkämpft - doch die ersehnte Olympia-Medaille blieb der 36-jährigen Thalheimerin verwehrt. Bei ihren dritten Olympischen Spielen in Rio zog Filzmoser ein schweres Los - und schied gegen die bärenstarke Britin Nekoda Smythe-Davis durch zwei technische Wertungen aus.
Der Beginn war vielversprechend: Sabrina ging durch ein Shido (Verwarnung) gegen Smythe-Davis in Führung. Ein starker Angriff der Britin brachte Sabrina jedoch mit Yuko in Nachteil, den anschließenden Bodenkampf konnte sie nicht nutzen. In der letzten Minute riskierte Filzmoser alles, musste jedoch eine weitere Wertung für einen Konterwurf hinnehmen.
Bei Olympischen Spielen wollte es für Filzmoser nie so richtig klappen. In Athen 2014 konnte sie wegen eines Verkehrsunfalles nicht antreten. Vier Jahre später in Peking schied sie in Runde eins gegen die Weltmeisterin aus. In London 2012 belegte Filzmoser Platz sieben - und auch in Rio 2016 wurde ihre große Karriere nicht mit einer Olympia-Medaille gekrönt.
Sabrina Filzmoser wird nun ihre Judo-Laufbahn beenden. 149 Stockerplätze sprechen eine deutliche Sprache ihrer so einmaligen Judokarriere. Am 23. August erfolgt der Rückflug aus Rio, anschließend wird sie unter anderem in Bhutan und Nepal ihre Entwicklungshilfe-Projekte für Straßenkinder fortsetzen.
Montag, 8. August 2016:
An diesem Tage war die gesamte Heimatgemeinde aufgerufen „ihre“ Weltbürgerin und „Olympiasiegerin der Herzen“ zumindest die besten Gedanken nach Rio zu schicken: Um diese Zeit, in Brasilien bzw. Rio war es dort 10.00 Uhr Vormittag. Da begann Sabrina Filzmoser (im Bild mit einem Talisman von Askö-Präsident Hochmair) das sportliche Finale ihrer einmaligen Sportkarriere im Olympiaturnier in der Judoklasse bis 57 Kg. 
Ausgerechnet am Geburtstag ihrer Schwester Lisa (35) versuchte Sabrina ihre letzte Chance für den Gewinn einer Olympiamedaille. Nach Peking (2008) und London (2012) stand die Spitzenathletin nicht als Favoritin, sondern als Außenseiterin auf der Matte. Nach 149 Stockerlplätzen, zwei Europameistertiteln, zwei WM-Bronzemedaillen wollte Dr. Sabrina Filzmoser zumindest einmal auf dem Olympia-Siegespodest stehen. Für sie persönlich war dies das oberste Ziel einer langen und beispiellosen Erfolgskarriere.
Für ihre Heimatgemeinde ist sie aber längst die bereits erwähnte „Olympiasiegerin der Herzen“, denn neben ihrer einmaligen sportlichen Erfolge ist sie zugleich Vorbild für alle Leistungssportler und Förderin eines Entwicklungsprojektes in Bhutan und Nepal.
Für ihren Stammverein Multikraft Wels und das Trainingszentrum Budokan ist ihr persönlicher Einsatz und ihre oftmalige Anwesenheit eine wichtige Voraussetzung für die Begeisterung des zahlreichen Nachwuchses.
Bild: Zu den besonderen Förderern der sportlichen Karriere zählt auch das Autohaus Bamminger Sattledt-Wels, seit vielen Jahren kann Sabrina mit sportlichen Suzuki-Modellen in der Heimat sozusagen in Bewegung bleiben. Manfred Bamminger ist dies auch eine Herzensangelegenheit.
Das Olympiajahr 2016 begann schwierig
Zu Beginn des Olympia-Jahres 2016 ließen bei Sabrina Filzmoser die Erfolge auf sich warten - bis zum Grand-Slam am 6. Mai in Baku, wo mit Platz drei die Rückkehr in die Weltspitze gelang und der Grundstein für ihre dritte Olympia-Teilnahme gelegt wurde.
Sabrina: „Auslöser für das Formtief ausgerechnet in diesem Jahr war eine bakterielle Infektion zu Jahresbeginn, die sich als sehr hartnäckig und kräfteraubend erwies. Beim Trainingslager in Japan ging dann gar nichts mehr und ich musste dort ins Spital. Die richtigen Antibiotika halfen mir wieder auf die Beine. Dazu kamen leider aber auch einige kleinere Verletzungen, die mir viel Kraft kosteten. Trotzdem war ich stets überzeugt, dass ich am richtigen Weg bin. Einiges an Training und viel Physiotherapie waren nötig, um den Grenzgang, die vielen Turniere und die Belastungen zu meistern. Aber am Ende hat es sich ausgezahlt.“

SABRINA FILZMOSER
Geboren: 12. Juni 1980 in Wels, Wohnort: Ottstorf, Gemeinde Thalheim. Größe: 173 cm, Gewicht: 57 kg, Sportart: Judo (Klasse bis 57 kg).
Beruf: Heeressportlerin; Nationaltrainer: Marko Spittka; Verein: Judo-Leistungszentrum Multikraft Wels; Vereinstrainer: Willi Reizelsdorfer; Eltern: Luise und Franz Filzmoser; Schwester: Lisa Filzmoser; Lebensgefährte: Udo Paschinger; Hobbys: Bergsteigen, Mountainbiken, Fliegen; Lieblingsessen: Kaiserschmarren, Sushi, Pizza; Lieblingsgetränk: Schwarztee (Azerçay). Homepage: www.sabrina.filzmoser.at  
Olympische Spiele sind etwas ganz Besonderes
Nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 und London 2012 stand Sabrina Filzmoser in Rio also zum letzten Mal auf der Olympiamatte. Die folgenden Fragen wurden vor der Abreise nach Rio gestellt. Was bedeutet diese Chance Teilnahme und wie hoch liegt deine Erwartungshaltung?
„Olympische Spiele sind für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe bereits zweimal die Ehre gehabt, dabei sein zu dürfen, konnte jedoch keine Medaille erkämpfen. Ein siebenter Platz ist meine bisher beste Olympia-Platzierung. Ein olympischer Medaillengewinn ist aber die größte Herausforderung für einen Sportler, so auch für mich. Ich war in den vergangenen Jahren körperlich und geistig in der glücklichen Lage, das Ziel des Medaillengewinns konsequent weiterverfolgen zu können. In Rio möchte ich es erreichen.“
Sabrina hat im Judosport schon ungemein viel erreicht: 13 Staatsmeistertitel, insgesamt elf EM- und WM-Medaillen sowie unzählige Weltcupsiege. An welche Erfolge erinnert sie sich ganz besonders?
„Weil meine Eltern in Japan mit dabei waren, freute ich mich über die WM-Medaille 2010 in Tokio sehr. Im Mutterland des Judosports vor tausenden Zuschauern auf dem Stockerl zu stehen, das war ein besonderes Erlebnis. Für mich glänzte damals die Bronzemedaille wie Gold. Weiters meine beiden Europameistertitel und meine erste WM-Medaille 2005 in Kairo.“
Wird Sabrina nach Rio 2016 ihre sportliche Karriere beenden? Wenn ja, wird sie dem Judosport erhalten bleiben?
„Voraussichtlich werde ich nach Rio bei meinem Entwicklungsprojekt in Bhutan und Nepal arbeiten. Es macht mir irrsinnig Spaß meinen Freunden im Himalaya helfen zu können, sie zu fördern und sie auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen. Zuletzt hat sich mit Hilfe des Verbandes, des Sportministeriums und auch dank der Unterstützung von vielen österreichischen Judokämpfern etwas wirklich Wundervolles entwickelt“.
Sabrina hat „Internationales Management“ studiert. Welche beruflichen und privaten Zukunftsziele hat die Spitzensportlerin?
„Diese Ausbildung konnte ich dank der großartigen Unterstützung durch das Bundesheer absolvieren. Damit ist eine Basis für den Neuanfang geschaffen, der mir bevorsteht. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich unbedingt einen Job im Management anstrebe. Ich könnte mir auch eine weiterführende Ausbildung als Berufspilot oder Bergführer vorstellen. Natürlich werde ich auch in Zukunft immer nach sportlichen Herausforderungen suchen. Ich liebe die Bewegung und die Abenteuer draußen an der frischen Luft, in der Natur und besonders in den Bergen.
Es gibt viele Träume. Um sie zu realisieren, hoffe ich zu allererst gesund zu bleiben und meinen Enthusiasmus und Abenteuergeist beizubehalten. Aber ich denke, dies geht so schnell nicht verloren
“.
150. Judo-Medaille wäre die Krönung gewesen 
Das Judo-Leistungszentrum Multikraft Wels ist bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 stark vertreten. Die zweifache Europameisterin Sabrina Filzmoser flog am 1. August mit ihrem vom OÖC nominierten Welser Trainingspartner Kimran Borchashvili nach Brasilien. Der 23-jährige Staatsmeister im Leichtgewicht ist mit zwei Medaillen im Europacup 2016 Österreichs Judo-Aufsteiger des Jahres. Sein Vereinskollege David Geber (26) erntete als Masseur des rot-weiß-roten Judo-Olympiateams beim Abschluss-Trainingscamp in Linz viel Lob.   
In der Heimat viele Daumendrücker
Daumen drücken war auch beim Filzmoser-Fanclub in Thalheim und Wels angesagt. Judo-Vereinspräsident Ernst Faber und jahrlanger Sponsor hat nachgerechnet: „In ihrer 23 Jahre langen Laufbahn hat Sabrina insgesamt 149 Medaillen bei internationalen Wettkämpfen geholt.“ Im Bild (von links): Welser Judo-Vereinspräsident Ernst Faber mit Kimran Borchashvili, Sabrina Filzmoser und Unterstützerin Ulrike Hader (Multikraft). Papa Franz konnte beruflich nicht nach Rio reisen, Mama Luise blieb deshalb ebenfalls daheim.
Karikatur. Künstler Hubert Schorn aus Wilhelmsburg hat sich bei Judo-Olympionikin Sabrina Filzmoser und bei ihrem langjährigen Vereinstrainer Willi Reizelsdorfer mit einer Karikatur eingestellt: „Möge in Rio der siegreiche Würgegriff gelingen!“
Filmische Impressionen eines Freundschaftstreffs
Die „Verabschiedungsfeier“ anlässlich des Olympia-Starts in Rio fand wieder einmal in der Stempelfabrik Colop statt, Firmenchef Ernst Faber war einst selbst Judoka. Dies sorgte bei der Feierstunde, bei der Sabrina wieder einmal vor Rührung nur schwer ihre Dankesworte sprechen konnte, für eine heitere Erklärung. Unsere filmischen Impressionen unterstreichen die Besonderheiten der so ehrgeizigen, aber stets bescheidenen Spitzensportlerin.

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