Die Wels Strom GmbH setzt in Zeiten von schwankenden Preisen für fossile Brennstoffe auf grüne und sichere Energie aus Wasserkraft. Das in den Grundzügen aus 1900 stammende Kraftwerk Traunleiten (Bild) soll bis 2016 durch einen Neubau ersetzt werden.
Dazu Geschäftsführer DI Ernst Inführ: „Die Traun hat sich in den über 100 Jahren bereits um sechs Meter eingetieft, dadurch könnten wir die Energieproduktion beinahe verdoppeln. Damit wäre es möglich insgesamt 10.000 Haushalte mit mehr mit Ökostrom zu versorgen.“
Der Neubau wird aus heutiger Sicht rund 40 Millionen Euro kosten und wäre nach dem Bau des Fernheizkraftwerkes im Jahr 2000 die größte Investition in der Unternehmensgeschichte. Weil leider in jüngster Zeit die Umweltauflagen bereits groteske Formen angenommen haben, wird die Umsetzung des Bauvorhabens mit vielen Problemen konfrontiert.
Alte Generatoren und Turbinen
Das Kraftwerk Traunleiten wurde in den Grundzügen 1899 bis 1900 errichtet und dann mehrfach um- und ausgebaut, zuletzt 1952. In den nächsten fünf bis sieben Jahren müssten die Maschinensätze, das sind Turbinen und Generatoren, getauscht werden. Die Hauptteile des Wasserkraftwerkes sind in die Jahre gekommen: Zwei Turbinen stammen aus 1929, weitere zwei aus 1951. Die jüngste der fünf Turbinen dreht sich immerhin seit 1969.
Turbinen tauschen oder Kraftwerk neu bauen?
+ Eine Generalrevision wäre unumgänglich. Der Austausch der Maschinensätze würde beinahe bereits 50 Prozent der Neubaukosten beanspruchen.
+ Größter Nachteil einer Sanierung: Hohe Investition, Mischung zwischen alter und neuer Technik und keine Erhöhung der Erzeugungskapazität möglich.
+ Die Traun hat sich seit dem Bau des Kraftwerkes strömungsbedingt natürlich eingetieft. Zurzeit werden 11 Meter Fallhöhe genutzt, 16 könnten es sein. Diese für ein Wasserkraftwerk gewaltige Zunahme der Fallhöhe würde eine beinahe doppelte so hohe Stromerzeugung ermöglichen.
Vorteile sprechen für Neubau
Das Unternehmen Wels Strom GmbH verfolgt daher jetzt das Projekt eines Neubaus, weil der Eingriff in die Natur aufgrund eines schon bestehenden Kraftwerkes marginal wäre. Das gesamte Potenzial, also die gesamte Fallhöhe des Standortes könnte optimal genutzt werden.
Die Stromproduktion könnte beinahe verdoppelt werden– konkret von knapp 10 auf 19 Megawatt. Mit der Mehrerzeugung könnten weitere 10.000 Haushalte in Wels und Umgebung mit Strom versorgt werden könnten. Zurzeit sind es 15.000. Der Anteil an ökologischem, sauber erzeugten Strom aus Wasserkraft würde bei dem Unternehmen von 15 auf 23 Prozent steigen.
Mit dem Neubau könnte die Stadt Wels den Wirtschaftsstandort sowie das Unternehmen und die Kunden von Wels Strom langfristig (50 bis 70 Jahre) absichern. Außerdem ist Strom aus Wasserkraft langfristig bewertbar und ein Stabilitätsfaktor beim Preis.
Planungsphase für den Neubau
Die Vorteile eines Neubaus überwiegen und die Wels Strom GmbH stellt sich der Herausforderung des Neubaues des Kraftwerkes Traunleiten. Seit 2012 läuft deshalb bereits das Vorverfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung sehr positiv. Das Ergebnis ist aus heutiger Sicht für 2014 zu erwarten und bildet die wesentliche Grundlage für eine definitive Invest-Entscheidung.
Technik und Natur voll im Einklang
Wie bisher hat dabei der Naturschutz auch bei einem Neubau große Bedeutung. Die vorhandene Wehranlage in Gunskirchen kann zur Gänze weiterverwendet werden. Eine Aufweitung des Wehrkanals ist nur über ein Teilstück notwendig.
Das neue Kraftwerk wird nach neuesten Baukenntnissen naturschonend in unmittelbarer Nähe des derzeitigen Standortes errichtet und wird sich optimal in das bestehende Gelände einfügen.
Standort Natura 2000
Der Standort des Kraftwerkes und seine Umgebung sind durch „Natura 2000“ besonders geschützt. Die beiden Unternehmen Wels Strom GmbH und E-Werk AG setzen sich dort aktiv seit Jahrzehnten für den Natur- und Umweltschutz ein. Zahlreiche Preise, darunter der des Landes OÖ. für vorbildlichen Umweltschutt, waren die Folge.
Auch die Biologiestation beim Kraftwerk Traunleiten hat Vorbildcharakter. Für viele Schüler- und Kindergruppen werden laufend Exkursionen angeboten, um dort Wasser-, Pflanzen und Tierwelt kennen zu lernen. Das Gebiet um den Entenstein ist als internationale „Important Bird Area“ ausgewiesen.
Daten Kraftwerk Traunleiten
Errichtet 1899 mit zuerst 7 m Fallhöhe, einer Leistung von 400 Kilowatt und einer Ausleitung beim Traunwehr von max. 8 Kubikmeter/Sekunde.
Aktuell 2012: Fallhöhe bereits 11 Meter, Leistung konnte kontinuierlich auf aktuell 9,68 Megawatt ausgebaut werden. Fünf Turbinen im Krafthaus Traunleiten sind im Einsatzt: 2 Turbinen Baujahr 1929, 2 Turbinen Baujahr 1951 und die „neueste“ Turbine Baujahr 1969. Die Ausleitung beim Traunwehr wurde max. 80 Kubikmeter/Sekunde erhöht.
Nach dem Neubau (geplante Fertigstellung 2016):
Fallhöhe 16 Meter, Leistung 19 Megawatt (beinahe eine Verdoppelung) und Ausleitung beim Traunwehr max. 150 Kubikmeter/Sekunde. Die Leistungssteigerung entspricht dem Stromverbrauch von knapp 10.000 Haushalten in Wels.
Zeitplan Ausbau KW Traunleiten:
Vorstudien seit 2008, Umweltverträglichkeitsprüfung (16 Fachbereiche) bis Mitte 2014. Das Gebiet ist per „Natura 2000“geschützt.
Ausschreibungen Mitte bis Ende 2014,
Bauphase 1 Umgehungsgerinne ab Ende 2014,
auphase 2 Krafthaus und Turbinen 2015/16
Bauphase 3 Oberwasserkanal Anfang 2016
Voraussichtliche Inbetriebnahme Mitte 2016
Wasserführung der Traun (ohne Mühlbach): Bei Niederwasser 21 Kubikmeter/sek., bei Mittelwasser 127 Kubikmeter/sek., bei „100-jährigem“ Hochwasser 1500 Kubikmeter/sek. und beim Hochwasser am 12. August 2002 insgesamt 1610 21 Kubikmeter/sek.